Jeden Abend nach dem Zähneputzen noch schnell die Linse einsetzen - ginge es nach dem Willen der Hersteller, würde diese Prozedur für alle Brillenträger zur täglichen Routine. Denn mit neuartigen Kontaktlinsen, die über Nacht kurzsichtige Augen für einen Tag lang korrigieren, könnten herkömmliche Sehhilfen ganz überflüssig werden. Die neuen Linsen für die Nacht, sogenannte Orthokeratologie-Linsen, kurz Ortho-K-Linsen, funktionieren im Prinzip wie eine Zahnspange – mit dem Unterschied, dass hier nicht die Zähne modelliert werden, sondern die Hornhaut des Auges. Wenn die Linsen abends vor dem Schlafengehen eingesetzt werden, verformen sie die Hornhaut in der Nacht wie eine Knetmasse.
Neben der Augenlinse ist die Hornhaut hauptsächlich dafür verantwortlich, dass das einfallende Licht im richtigen Winkel gebrochen wird, damit man scharf sieht. In der Mitte ist die Hornhaut nur etwa einen halben Millimeter dick. Die neue Speziallinse entwickelt Druck- und Saugkräfte, die die Hornhaut je nach Dioptrienstärke, die korrigiert werden soll, um einige Mikrometer flacher drückt: Dadurch verändert sich der Brechungswinkel mit dem das einfallende Licht an der Hornhaut gebrochen wird. Denn bei kurzsichtigen Augen liegt der Brennpunkt, also der Ort, an dem das scharfe Bild entsteht, vor der Netzhaut – im Augeninnern. Das soll die Ortho-K-Linse ändern: Am Morgen, wenn sie herausgenommen wird, ist die Hornhaut für einen Tag abgeflacht. Und bricht das Licht genau in dem Winkel, der den Brennpunkt und somit das scharfe Bild nach hinten verschiebt und wieder auf die Netzhaut projiziert – ohne weitere Sehhilfe.
Weitere Infos finden Sie unter Ortho-K-Linsen ...